Neusser Geschichte


Anfänge
Neuss ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Bereits um das Jahr 16 v. Chr. errichteten römische Soldaten an der Mündung der Erft in den Rhein eine Holz-Erde-Befestigung. Der Platz, an dem sich vermutlich schon eine kelto-germanische Vorgängersiedlung befand, war strategisch gut gewählt, lag er doch einerseits am Endpunkt einer Fernstraße, die durch das von Caesar eroberte Gallien von Lyon bis an den Rhein führte, und bot andererseits einen verkehrsgünstigen Zugang zu den Wasserwegen von Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und Wupper. Weitere, wohl ebenfalls nur saisonal genutzte Heerlager an dieser Stelle folgten einander.

Castra Novesia
Um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus bauten römische Soldaten nahe der Erftmündung in Neuss-Gnadental erstmals ein steinernes Legionslager, das nach seinem Entdecker, dem Neusser Archäologen Constantin Koenen, auch als "Koenen-Lager" bezeichnet wird. Während der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. war in dem Kastell dauerhaft eine ganze Legion mit fast 6.500 Soldaten stationiert (Castra Novesia). Um das Militärlager herum entstanden ausgedehnte Gräberfelder und eine Lagervorstadt (canabae legionis), in der die Familien der Soldaten lebten, aber auch Händler, Gastwirte und Militärhandwerker arbeiteten.

Zivile Siedlung
Die Befestigung, die zu den frühesten römischen Anlagen dieser Art in Deutschland gehörte, gab auch den Anstoß für die Entstehung einer nahe gelegenen Zivilsiedlung ("vicus"), aus der im Laufe der Jahrhunderte das heutige Neuss erwuchs. Nachdem die zuletzt im "Koenen-Lager" stationierte VI. Legion um ca. 100 n.Chr. nach Xanten verlegt worden war, baute man zu Beginn des zweiten Jahrhunderts an seiner Stelle ein steinernes Auxiliarlager, das Platz für eine Besatzung von etwa 600 Mann bot. Als Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. die römische Grenzverteidigung als Reaktion auf die vermehrten überfälle fränkischer Truppen auf das römische Reichsgebiet neu organisiert werden musste, gab man das Auxiliarlager an der Erftmündung auf. Im Gegenzug errichtete man im Bereich des römischen "vicus" nahe der heutigen Neusser Hauptkirche St. Quirin ein neues Bollwerk, dessen Reste wohl den Kristallisationspunkt für die Entstehung der mittelalterlichen Kaufmannssiedlung und einer Kirche im neunten Jahrhundert bildeten. Vermutlich in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts entstand neben der Kirche ein Benediktinerinnenkloster aus der Stiftung einer hochadligen Familie. In dieser Zeit wurden vermutlich auch die Reliquien des Hl. Quirinus von Rom, des Patrons dieser Kirche, nach Neuss überführt.

Stadtrecht
1190 wurde Neuss erstmals offiziell als Stadt bezeichnet, als Heinrich VI. Neuss Zollfreiheit zu Kaiserswerth bestätigte. Um 1200 wurde die große Stadmauer mit fünf Toren gebaut. 1209 erfolgte die Grundsteinlegung zum Quirinusmünster. 1474/75 widerstand die Stadt einer langen Belagerung durch Karl den Kühnen. Zur Belohnung verlieh Kaiser Friedrich III. Neuss das Münzprivileg, das Recht mit rotem Wachs zu siegeln, die Rechte einer Hansestadt und ein neues Wappen. Dies verhalf der Stadt zu beträchtlichem Wohlstand, den sie aber nach der Eroberung im Kölnischen Krieg und einem Großbrand 1586 wieder verlor. Während der von 1794 bis 1814 dauernden napoleonischen Besatzung wurde in Neuss am Nordkanal gebaut, der eine schiffbare Verbindung zwischen Rhein und Maas schaffen sollte. Damit sollten die Flusszölle rheinabwärts umgangen werden. Der Kanal wurde nicht vollendet. 1816 wurde Neuss preußisch und Sitz eines Kreises. Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt neuen wirtschaftlichen Aufschwung, der wesentlich durch den Eisenbahnbau (u. a. Anschluss an das rechtsrheinische Eisenbahnnetz durch die Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Düsseldorf-Bilk) und den Rheinhafen getragen wurde.

Kreisfreie Stadt
1913 schied Neuss aus dem Kreis Neuß aus und wurde eine kreisfreie Stadt. 1929 wurden die noch verbleibenden Teile der Kreise Neuss und Grevenbroich zum neuen Landkreis Grevenbroich-Neuß (später Kreis Grevenbroich) vereinigt. Im Zweiten Weltkrieg wurden in Neuss wie in vielen anderen rheinischen Städten große Teile der historischen Altstadt durch britische Luftangriffe im Rahmen der moral-bombing-Strategie zerstört. 1968 wurde die Schreibweise von "Neuß" in "Neuss" geändert.
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